Das von süsser Friedens-Ruh schlaffend/ und über heuntigen Welt- und Kriegs-Lauff Träumende Teutschland
Objektart
Druckgraphik
Verwalter
Verwalter (Ort)
Inventarnummer/Signatur
Einbl. YA 11020 m
Datierung
1680
Beschreibstoff
Papier
Technik
Kupferstich
Messtyp
Blatt
Messwert (H x B x T)
38 x 32,5
Maßeinheit
cm
Kurztitel
Weller
Seitenzahl
Bd. I, S. 415, Nr. 773
Bearbeiter
Franziska Bauer
Kommentar

Das um 1680 von einem heute unbekannten Künstler gestochene Blatt lässt sich im weitesten Sinne als Lehrgedicht bezeichnen und findet sich eingebunden in verschiedenen Foliobänden. In 30 Verszeilen wird der Status Quo der europäischen Mächte und der Deutsche Wunsch nach Frieden in einem metaphorischen Gedicht versinnbildlicht. Das Dargestellte zu beschreiben hat somit bereits der Text übernommen, der mit Hilfe einer Buchstabenlegende das gesamte Blatt erklärt. Dabei handelt es um die Personifikation Deutschlands, die im sanften Schlaf des Friedens schlummert und deren Traum sich vor unseren Augen visualisiert. Dem ikonographisch unerfahrenen Betrachter verhilft die textuelle Legende jedoch nur bedingt weiter, da der Autor lediglich die damals üblichen Metaphern und Symboliken beschreibt.

Das befriedete Deutschland sitzt in Person einer weiblichen Figur mit einem Adler auf einem Thron und ist in einen leichten Schlaf versunken. Schweden tritt in Form des Löwen in Erscheinung, der des Kämpfens müde und durch den Ölzweig nun befriedet ist.1 Doch gerade als sich das Römische Reich Deutscher Nationen in Sicherheit wähnt, da wird es unsanft von einer Schreckensvision heimgesucht. Der Halbmond im Osten und der Hahn im Westen, links und rechts im Bild, bedrohen den Frieden in Europa erneut. Gemeint sind hiermit zum einen der Osmane, "Der einen Sichel/ Mond in seinen Fahnen ehret" und zum anderen das französische Gallien, das "in Römer-Sprach den Hanen-Namen führet". 

Diese Bedrohung, die bereits durch blutige See- und Landschlachten auf der linken Bildseite verdeutlicht wird, versetzt die anderen europäischen Mächte in Unruhe. Diese befinden sich im Bildzentrum, verhandeln bereits miteinander und versuchen auf Deutschland einzugehen. Bei den fünf Herrschaften handelt es sich nicht um die im Text genannten Flüsse, sondern um die mit diesen zu identifizierenden Nationen Spanien, Niederlande, England, Ungarn und die Deutschen Lande. Beim Ausblick auf die neuen drohenden Gefahren möchte das personifizierte Deutschland lieber weiterschlafen und hofft auf die Beständigkeit des Friedens. Eine Tatsache, die sich nicht erfüllt sollte: 1682 wurde der langjährige Friedensvertrag mit dem Osmanischen Reich nicht weiter verlängert, weshalb sich das Heilige Römische Reich ab 1683 im Großen Türkenkrieg verwickelt sah. Ermutig zu seinem Zug gegen Europa wurde Sultan Mehmed IV. unter anderem durch Ludwig XIV. von Frankreich, dessen antihabsburgischen Ambitionen im Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688-1697) mündeten.2

MATW

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