Schertzgedicht, Die Früchte deß Friedens Vorstellent
Titelzusatz
Scherzgedicht die Früchte des Friedens darstellend (Fragment)
Objektart
Druckgraphik
Verwalter
Verwalter (Ort)
Inventarnummer/Signatur
HB 15054, Kapsel 1220
Weiteres Exemplar
Verwalter (Name) dupl.
Verwalter (Ort) dupl.
Inventarnummer dupl.
Nor. 172.2°(1)
Verleger
Herstellungsort
Datierung
1648, nach 1648
Beschreibstoff
Papier
Technik
Kupferstich
Messtyp
Blatt
Messwert (H x B x T)
22,1 x 28,7
Maßeinheit
cm
Inschriften/Stempel
Anbringungsort
Recto
Signatur Beschreibung
Signatur (Typ)
mit zusätzlicher Abbreviatur
Signatur (Inhalt)
I. F. F. B. Scul.
Signatur (Position)
rechts unten
Anbringungsort
Verso
Sammlerstempel
Germanisches Nationalmuseum
Sammlerstempel (Nachweis)
Lugt
Sammlerstempel (Nachweis: Seite/Nummer)
Nr. 2809
Kurztitel
Paas
Seitenzahl
Bd. VIII, S. 58, Nr. P-2441
VD17-Nr.
75:707178Q
Kurztitel
Harms
Seitenzahl
Bd. IV, S. 342–434, Nr. 257
Kurztitel
Ausst. Kat. Münster 1988b
Seitenzahl
S. 254, Kat.-Nr. 169 (Gerd Dethlefs)
Kurztitel
Ausst. Kat. Münster / Osnabrück 1998
Seitenzahl
S. 225, Kat.-Nr. 662
Bearbeiter
Anna Lisa Schwartz
Kommentar

Das Blatt aus dem Nürnberger Verlag Paulus Fürst zeigt ein ‚Schertzgedicht‘ auf die ‚Früchte des Friedens‘, die üblicherweise durch Pax mit Füllhorn – häufig zusammen mit Abundantia – oder einem pflügenden Bauern als Symbol für das Aufblühen der Landwirtschaft wiedergegeben sind. Der vorliegende Bildentwurf greift die Alltagssatire auf: das Motiv der verkehrten Welt, wie es in der Anfangszeile heißt.1 Das vor allem in der Druckgraphik beliebte Sujet kehrt traditionelle Bildmuster um, in dem etwa Tiere Menschen jagen.2

Der Monogrammist IFFB karikiert den Umgang der Bevölkerung mit den Soldaten und deren Ausrüstung, wodurch tradierte Friedensmotive ins Lächerliche gezogen werden. So muss nun der Soldat anstelle des Bauern den Acker pflügen (A) und seine Lanze als Hühnerleiter herhalten (M). Auch das Schmieden von Waffen zu Ackergerät aus Jes 2,2–4 taucht im Text auf: „So muß der Ackerbau gelücken / wann aus dem Spieße wird ein Pflug/“. Fäkalhumor bleibt ebenfalls nicht aus, wie er in anderen Spottblättern der Zeit auftritt (vergleiche HB 25059, Kapsel 1314). Eine Figur kotet in eine Kriegstrommel, davor uriniert ein Mann in einen Soldatenhelm. Fernab der Satire drückt besonders die Szene unter Buchstabe O Kritik aus. Die durch den Frieden nun arbeitslosen Soldaten können sich nur noch Gänsewein leisten. Damit spielt das Blatt auf die noch im ganzen Reich stationierten Söldnerheere an, deren Bezahlung und Abzug erst mit dem Nürnberger Friedensexekutionskongress von 1650 geregelt wurde und für die Bevölkerung eine hohe Belastung ausmachten.

ALS

  • 1. Zu dem Blatt gehört ein dreispaltiger Typendruck, der in dem Exemplar im Germanischen Nationalmuseum nicht erhalten geblieben ist. In der Stadtbibliothek befindet sich ein vollständiges Exemplar: Stadtbibliothek Nürnberg, Nor. 172.2°(1).
  • 2. Zu dem Motiv in der Druckgraphik siehe u.a. Kunzle, David: World upside down. The iconography of a European broadsheet type, in: Barbara A. Babock (Hrsg.): The reversible world. Symbolic inversion in art and society, Ithaca 1978, S. 39–94.  Die verkehrte Welt. Moral und Nonsens in der Bildsatire – Populärgraphik aus vier Jahrhunderten. Hrsg. v. Günter Böhmer. Ausst. Kat. Slg. Böhmer Amsterda, Paris und London 1984/85, München 1985. Für ein Blatt gleicher Thematik „Der Thier und Jäger Krieg“ aus dem Verlag Fürst und dem Monogrammisten IFFB siehe Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, Graphische Sammlung, Inv.-Nr. HB 15064, Kapsel-Nr. 1295.
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